Struktur, die Freiraum schafft: Wie die Stiftung Dreipunkt junge Menschen in den Arbeitsmarkt begleitet
Veröffentlicht am: 13.05.2025
Lesedauer
ca. 3 Minuten
Die Stiftung Dreipunkt unterstützt Jugendliche beim Einstieg in die Berufswelt. Die eduQua- und IN-Qualis-Zertifizierungen sichern dabei Qualität und klare Prozesse und schaffen so Freiraum für das Wesentliche: die individuelle Unterstützung junger Menschen auf ihrem Weg in eine selbstbestimmte Zukunft.
Der Duft von frisch gebackenem Brot liegt in der Luft. Auch wenn der grosse Backsteinofen längst erloschen und das Selbstgebackene sorgfältig verstaut oder schon verkauft ist, erinnert alles noch an die frühe Morgenarbeit. Ab 7 Uhr wird hier geknetet, geformt, gebacken. Jugendliche arbeiten hier Seite an Seite mit zwei Bäckermeistern – bestäuben Teiglinge mit Mehl, schieben Laibe in den heissen Ofen, formen Laugenbrezel. Die Bio-Holzofenbäckerei ist aber weit mehr als nur ein Arbeitsplatz – sie ist ein Sprungbrett. Denn sie ist ein Teil der Stiftung Dreipunkt in Luzern.
Berufliche Orientierung und Unterstützung
Dreipunkt begleitet Jugendliche und junge Erwachsene beim Einstieg in die Arbeitswelt. Einige finden sich in ihrer Regelklasse nicht zurecht und können die obligatorische Oberstufe nicht abschliessen, andere suchen nach der 9. Klasse eine Anschlusslösung. In den hauseigenen Werkstätten, wie der Holzofenbäckerei oder der USM-Werkstatt, sammeln die Jugendlichen erste Arbeitserfahrungen. In der Modul-Klasse arbeiten sie an ihren Kompetenzen für einen erfolgreichen Übertritt in eine Ausbildung oder in eine andere Anschlusslösung, und in externen Partnerbetrieben absolvieren sie Praktika, die sie auf eine Lehre vorbereiten. Zusätzlich bieten Expertinnen und Experten der Stiftung Lerncoachings an, unterstützen in Krisensituationen und stehen im engen Austausch mit Berufsschulen oder Lehrbetrieben – um nur einige der umfassenden Angebote zu nennen.

Zur Person
Marco Limacher ist Geschäftsleiter bei Dreipunkt. Die Institution hilft Jugendlichen und jungen Erwachsenen beim Berufseinstieg in Form einer ganzheitlichen Betreuung und vereint Beratung, Bildung und Arbeit unter einem Dach
Dabei blickt Dreipunkt auf eine 26-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Was 1999 mit Klettertherapien und Outdoor-Programmen begann, ist heute eine etablierte Institution mit mehr als 50 Fachpersonen aus 16 verschiedenen Disziplinen. Jährlich begleitet die Stiftung knapp 200 junge Menschen auf ihrem Weg in die Berufswelt und damit in eine selbständige Zukunft.
Zertifizierungen für eine noch bessere Begleitung
Seit 2012 ist die Stiftung nach eduQua zertifiziert, und zehn Jahre später erhielt sie auch das IN-Qualis-Zertifikat. Zwei wichtige Standards für das Qualitätsmanagement in den Bereichen Bildung und Arbeitsintegration. Was waren die Beweggründe für die Zertifizierungen? «Zum einen die Eigenmotivation», erklärt Marco Limacher, Geschäftsleiter bei Dreipunkt und seit 20 Jahren im Team. «Um die Jugendlichen optimal zu unterstützen, sind bedürfnisgerechte Angebote und engagierte Fachpersonen entscheidend. Doch ebenso wichtig ist ein effizientes Qualitätsmanagementsystem. Es bietet die notwendige Struktur, um unsere Arbeit mit den Jugendlichen gemäss unseren Werten zu gestalten». Ein weiterer wichtiger Grund für die Zertifizierungen seien aber auch die Anforderungen institutioneller Förderer und Kooperationspartner. Sie legen grossen Wert auf nachweisbare Qualitätsstandards.
eduQua gewährleistet, dass die Stiftung ihre Unterstützungsprogramme auf höchstem Niveau halten kann. Das Label umfasst die didaktische Qualität, die regelmässige Evaluation der Lernprozesse sowie die Zufriedenheit der Teilnehmenden. Es garantiert, dass alle Angebote methodisch fundiert und praxisnah sind. «Wir müssen am Puls der Zeit sein», sagt Marco Limacher. Feedbackprozesse spielen dabei eine zentrale Rolle, um die Programme zu optimieren und an die sich wandelnden Bedürfnisse des Arbeitsmarktes und der Jugendlichen anzupassen. Ein Beispiel: In den letzten Jahren stellte sich heraus, dass immer mehr Teilnehmende in grösseren Gruppen überfordert waren. Die zunehmende psychische Belastung vieler Jugendlicher führte zu unruhigeren Klassen – eine Herausforderung für alle Beteiligten. Feedbackrunden und Workshops machten diesen Bedarf deutlich und halfen dabei, eine Lösung zu finden: kleinere Gruppen, intensivere Betreuung und individuellere Förderung.
«Dank eduQua haben wir aber auch unsere internen Prozesse besser strukturiert und professionalisiert», sagt Marco Limacher. Aufgaben und Zuständigkeiten seien heute klar geregelt, was den Arbeitsalltag erheblich vereinfache. «Zudem organisierten wir die Administration effizienter.» Doppelspurigkeiten seien beseitigt, und eine optimierte elektronische Ablage sorge dafür, dass Informationen schneller gefunden und verwaltet werden. Auch die Zusammenarbeit mit Fachpersonen, Berufsschulen und Lehrbetrieben habe sich merklich verbessert, da klare Kommunikationswege Reibungsverluste minimieren. Doch der Weg zur eduQua-Zertifizierung war nicht einfach.



Bilder: zvg
Hoher Initialaufwand mit langfristigem Nutzen
«Besonders am Anfang ist der Aufwand hoch», sagt Marco Limacher. Sowohl in administrativer Hinsicht als auch bei der Überzeugungsarbeit. Denn es gilt, den Mitarbeitenden zu vermitteln, dass neben der direkten Arbeit mit den Jugendlichen auch die Dokumentation einen wesentlichen Mehrwert bietet. «Hat man dann aber einmal den Einstieg in ein Managementsystem geschafft, geht man auch gerne eine zweite Zertifizierung an», sagt Marco Limacher.
So wie es Dreipunkt mit IN-Qualis getan hat. Dieses Qualitätslabel legt besonderen Wert auf die Integration von sozialen Aspekten, wie Inklusion, Teilhabe und der Verantwortung gegenüber den Jugendlichen. «IN-Qualis hilft uns, unsere soziale Verantwortung nicht nur zu betonen, sondern sie auch messbar und strukturiert umzusetzen», erklärt Marco Limacher. «Was wollen wir, warum wollen wir es, und wie setzen wir es um? – diese zentralen Fragen prägen deshalb unseren Arbeitsalltag». Ein weiterer wichtiger Fortschritt war die Einführung eines Monitoring-Systems, das die kontinuierliche Überprüfung der gesetzten Ziele ermöglicht. Ein Zahlencockpit zeigt den Ist-Stand und dokumentiert die Entwicklung über die letzten Jahre. «Dieses Führungsinstrument unterstützt uns im Sinne einer datenbasierten Entscheidungsfindung», sagt Limacher.
Audits als Chance
Ein zentraler Bestandteil dieser Qualitätsstrategie sind die regelmässigen Audits, die durch die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Managementsysteme (SQS) erfolgen. Wie erlebt man eine solche Prüfung? Ist sie eher herausfordernd, bietet sie Chancen zur Weiterentwicklung? «Ich sehe die Audits immer als wertvolle Gelegenheit, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Ein externer Experte bringt frische Perspektiven ein und deckt Verbesserungspotenziale auf, die intern möglicherweise übersehen wurden». Zudem sorge eine unabhängige Prüfung für mehr Objektivität, da interne Bewertungen oft von Betriebsblindheit beeinflusst seien. «Der Austausch ist stets konstruktiv – und am Ende bleiben konkrete Ansätze und Ideen, die uns weiter voranbringen», sagt Marco Limacher. Schliesslich will Dreipunkt Qualität nicht dem Zufall überlassen. Vielmehr will die Stiftung jungen Menschen genau die Unterstützung bieten, die sie benötigen, um ihren Platz in der Arbeitswelt zu finden.
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