Management

Mit ISO an die Spitze: Wie der Familienbetrieb Steinauer mit seinem Managementsystem mit den Branchenführern mithält

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Claudia Furger

Veröffentlicht am: 12.06.2025

Lesedauer

ca. 4 Minuten

Bei der Steinauer AG werden Abfall zur Ressource und Struktur zur Innovation. Grundlage dafür sind die ISO 9001 und die ISO 14001. Sie geben dem Familienunternehmen aus Einsiedeln Richtung und Stabilität, schaffen Raum für Neues und treiben Veränderungen gezielt voran – und genau das bringt den Betrieb auf Augenhöhe mit den Grossen der Branche.

Die massiven Holzstämme brechen wie Zahnstocher. Es knirscht, kracht und dröhnt, während der Sortierbagger seinen Greifarm senkt und das Altholz in die Schredderanlage hievt. Innerhalb weniger Sekunden wird das sperrige Material zu grobem Hackgut verarbeitet. Dieses gelangt in die Heizzentrale der Energie Einsiedeln AG, die unter anderem das Kloster Einsiedeln, drei Schulhäuser sowie zahlreiche Haushalte in der Region mit Wärme versorgt. 

Die Szene spielt sich in den bis zu siebzehn Meter hohen Hallen des Recyclingcenters der Steinauer AG in Einsiedeln ab – ein Ort, an dem Abfall nicht einfach weggeworfen, sondern fachgerecht entsorgt oder in den Recyclingkreislauf zurückgeführt wird. Auf rund 15 000 Quadratmeter Gesamtfläche wird hier mit modernster Infrastruktur gesammelt, sortiert, gewogen, transportiert, gebrochen, gepresst oder geschreddert. Und zwar Abfälle und Wertstoffe aller Art: Glas, diverse Metalle, Papier, Karton oder Kunststoff genauso wie Bauschutt oder Altholz.  

Den Grundstein für das Unternehmen legte Meinrad Steinauer-Schatt vor fast 100 Jahren, als er mit Ross und Wagen erste Transporte durchführte. Heute beschäftigt die Steinauer AG rund 40 Mitarbeitende, betreibt zwei Entsorgungshöfe in der Region und verfügt über eine Flotte von 30 Fahrzeugen und Maschinen – vom wendigen Lieferwagen bis hin zum 40-Tonnen-Kipper. Ausserdem bietet das Unternehmen Entsorgungskonzepte, einen Mulden- und Containerservice, Kranarbeiten oder Spezialtransporte an, um nur einige Dienstleistungen zu nennen.

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Unter der Leitung von Nadya Hitz-Steinauer (Geschäftsführerin) und Christian Hitz-Steinauer (Mitglied der Geschäftsleitung) arbeitet die Steinauer AG Recycling und Umweltservice an nachhaltigen Lösungen für ihre Kundinnen und Kunden.

Bild: zvg

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Vom Transportbetrieb zum Vorreiter der Kreislaufwirtschaft 

Aber die Geschichte der Steinauer AG ist mehr als eine Geschichte über Logistik und Recycling. Vielmehr steht sie für den Wandel im Umgang mit Ressourcen: Wegwerfen war gestern – heute zählen ökologische Verantwortung, strukturiertes Handeln, Effizienz und die Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterentwicklung. «Da unser Unternehmen im Transportwesen verwurzelt ist, hatten wir es von Anfang an mit einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien zu tun», sagt Nadya Hitz-Steinauer. Sie führt den Familienbetrieb in der vierten Generation. «Schon früh mussten wir uns deshalb mit der Frage auseinandersetzen, wie wir mit diesen Stoffen umgehen».  

Was zunächst eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit war, wurde zum festen Bestandteil der Unternehmensphilosophie. «Nur wenn wir verantwortungsvoll, nachhaltig und effizient entsorgen und recyceln, können wir langfristig wettbewerbsfähig bleiben», ist sie überzeugt. Um diesen Anspruch sichtbar und verbindlich zu machen, liess sich das Unternehmen bereits vor fast 20 Jahren nach den international anerkannten Standards ISO 9001 (Qualitätsmanagement) und ISO 14001 (Umweltmanagement) zertifizieren. 

Wie ISO-Zertifizierungen Entwicklung ermöglichen

«Die Standards spiegeln unser Qualitätsbewusstsein und unsere Verlässlichkeit wider und stärken dadurch das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden, Behörden und Partner», erklärt Nadya Hitz-Steinauers Ehemann Christian, der Mitglied der Geschäftsleitung ist. Das integrierte Qualitäts- und Umweltmanagementsystem gibt dem Familienunternehmen Stabilität, Struktur und Sicherheit, ohne es einzuengen. Im Gegenteil – innerhalb dieses klaren Rahmens entsteht Raum für neue Ideen. «Indem wir unsere Prozesse regelmässig hinterfragen, fördern wir nicht nur Effizienz und Nachhaltigkeit, sondern treiben Neuerungen aktiv voran. So bleiben wir flexibel und reagieren agil auf Veränderungen, während wir gleichzeitig unsere Ziele konsequent verfolgen,» sagt Christian Hitz-Steinauer.  

Ein Beispiel: Vor einigen Jahren übergab das Unternehmen gesammeltes Altholz, Glas und Bauschutt noch an externe Spezialrecycler weiter. Dann entschied sich der Familienbetrieb, die Verwertung selbst in die Hand zu nehmen: Seitdem wird der anfallende Bauschutt wie Betonabbruch direkt vor Ort mit einem Brecher zu Recycling-Kies für den Strassenbau aufbereitet. Glas findet im Schaumglas-Schrotter eine neue Verwendung als hochwertiger Leicht- und Dämmstoff für die Bauindustrie. Altholz wiederum wird, wie eingangs erwähnt, in der firmeneigenen Schredderanlage zerkleinert und zur regionalen Wärmeerzeugung genutzt. «Früher wurde Altholz nach Italien transportiert, dort zu Spanplatten verarbeitet und anschliessend wieder in die Schweiz zurückgeführt. Heute entfällt dieser Transportweg – die Ressource bleibt in der Region», erklärt Christian Hitz-Steinauer. «Das trägt sowohl zur Reduktion von CO₂-Emissionen als auch zur Förderung einer regionalen Kreislaufwirtschaft bei». 

Konsequent weitergedacht hat das Unternehmen auch seine Energieversorgung: Um den ökologischen Fussabdruck zu verringern, liess der Betrieb auf dem Dach des Recyclinghofs eine Photovoltaikanlage installieren. Die Anlage deckt den Strombedarf des gesamten Betriebs und macht ihn weitgehend unabhängig von externen Energiequellen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Fahrzeugflotte um Elektrofahrzeuge und E-LKWs ergänzt.  

 

ISO im Alltag: Wenn Standards das Arbeiten leichter machen

«Aber nicht nur in solchen grundlegenden Veränderungen zeigen sich die Vorteile der ISO-Standards», sagt Nadya Hitz-Steinauer. «Sie wirken auch im alltäglichen Betrieb, machen Abläufe planbar, verlässlich und effizient, fördern klare Kommunikationswege und schaffen ein eingespieltes Miteinander». Ein gutes Beispiel ist der strukturierte Ablauf auf dem Recyclinghof: Fährt ein Privat- oder Geschäftskunde auf den Hof, meldet er seine Abfälle und/oder Wertstoffe zuerst am Empfang beim Waagbüro an. Diese Information wird per Funk an das Hallenteam übermittelt. Fährt der Kunde anschliessend zum Ablad, wird er von einem Mitarbeitenden empfangen. Die Materialien werden gewogen, geprüft, sortiert und entsprechend deklariert. Bei kostenpflichtigen Abfällen geht es zum Bezahlen zurück an den Empfang. «Unsere Kunden fühlen sich dank diesem Turnus gut betreut und finden sich jederzeit problemlos zurecht», sagt Christian Hitz-Steinauer. Und die Mitarbeitenden? «Jeder Mitarbeitende weiss genau, was zu tun ist. Es gibt keine Unklarheiten, keine unnötigen Wege, keine Zeitverluste». Stattdessen sorgen die strukturierten Abläufe für einen reibungslosen Betrieb – auch bei Ferienabwesenheiten oder Krankheitsfällen. Neue Mitarbeitende profitieren ebenfalls: Dank der transparenten Prozesse finden sie sich schnell zurecht, können rasch Verantwortung übernehmen und sind so von Anfang an Teil des Teams. 

«Auch bei der Inbetriebnahme des Entsorgungshofs in Lachen im Jahr 2020 haben sich unsere etablierten Prozesse als grosser Vorteil erwiesen», ergänzt Christian Hitz-Steinauer. Was in Einsiedeln funktionierte, liess sich fast reibungslos übertragen. Dadurch wurden Zeit eingespart, Fehler vermieden und ein schneller Start am neuen Standort möglich.  

 

Audits, die fordern – und weiterbringen

Und die externen Audits durch die SQS? «Die machen mich immer noch ein bisschen nervös», sagt Nadya Hitz-Steinauer. «Aber sie sind enorm wertvoll, weil wir im Alltag oft betriebsblind werden.» Die externe Perspektive eröffne neue Blickwinkel, hinterfrage bestehende Abläufe und liefere Impulse für schlankere, effizientere Lösungen. «Es ist stets eine konstruktive Zusammenarbeit, von der wir als Unternehmen profitieren. Deshalb sind die Audits für uns unverzichtbar».

Nicht zuletzt stärken das Qualitäts- und Umweltmanagementsystem sowie die Zusammenarbeit mit der SQS die Wettbewerbsfähigkeit des Betriebs. Sie schaffen die Voraussetzungen, um bei öffentlichen Ausschreibungen erfolgreich mitzuhalten – auch gegen deutlich grössere Mitbewerber. «Wir können als Familienunternehmen durchaus in der Liga der Grossen mitspielen», sagt Christian Hitz-Steinauer abschliessend. Ein klarer Beweis dafür, dass konsequente Qualität sich langfristig auszahlt. 

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