Umweltanforderungen

«Anfragen nach einem Nachhaltigkeitsausweis können wir nun schnell und einheitlich beantworten»

alex.gertschen@sqs.ch

Alex Gertschen

Veröffentlicht am: 11.07.2023

Lesedauer

ca. 5 Minuten

Die BRS AG ist ein Werkzeug- und Formenbauer aus dem Ostschweizer Städtchen Flawil. «The Cambrian» ist ein Designhotel in Adelboden. Bei allen Unterschieden haben die Unternehmen zwei Gemeinsamkeiten: Grosskunden verlangen von ihnen zunehmend einen Nachhaltigkeitsausweis. Beide haben sich deshalb von der SQS ihren esg2go-Bericht verifizieren lassen. Im SQS-Blog erzählen die Geschäftsführer vom Aufwand, Nutzen und weiteren Erfahrungen. 

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Die Firma Büchler Reinli + Spitzli in Flawil.
Bild: zvg

Nachhaltigkeit ist die Anforderung des 21. Jahrhunderts. So unterschiedliche Unternehmen wie der Werkzeug- und Formenbauer Büchler Reinli + Spitzli AG (BRS) aus Flawil im Kanton St.Gallen und das Hotel The Cambrian in Adelboden sind deshalb zum Schluss gekommen, ihre Leistung in den Bereichen Umwelt (E), Gesellschaft (S) und Unternehmensführung (G) zu bewerten und verifizieren zu lassen. 

Als Instrument haben sie hierfür esg2go angewendet. Es erlaubt den Unternehmen, sich bezüglich der drei ESG-Bereiche zu messen, innerhalb ihrer Branche zu vergleichen und darüber zu berichten. Zudem haben BRS und das «Cambrian» ihren esg2go-Bericht von der SQS verifizieren lassen. Dadurch haben sie ein besseres Verständnis der eigenen Nachhaltigkeitsleistung und stärken die Glaubwürdigkeit des Berichts gegenüber Kunden, Mitarbeitenden und anderen Anspruchsgruppen. 

BRS hat esg2go auf eigene Faust angewendet. Das «Cambrian» hat als eines von knapp 20 Hotels in einem Pilotprojekt mitgemacht, das der Branchenverband HotellerieSuisse mit der SQS im Frühling 2023 durchführte. Dessen Ziel: Gemeinsam mit diesen Betrieben prüfen, ob sich esg2go für die von vielen kleinen und mittleren Unternehmen geprägte Hotelbranche eignet. Das Resultat lautete: Ja, es eignet sich! 

In den folgenden zwei Interviews erzählen BRS-Geschäftsführer Andreas Scherrer und Lorenz Maurer, General Manager des «Cambrian», von ihren eigenen Erfahrungen mit esg2go und wo sie ihre Unternehmen im Prozess der nachhaltigen Unternehmensführung sehen. 

Büchler Reinli + Spitzli AG (BRS) aus Flawil

Andreas Scherrer, warum hat BRS esg2go angewendet? 

Aufgrund der steigenden Nachfrage von Grosskunden aus dem In- und Ausland. Durch diverse neue Richtlinien ist in den letzten Jahren der Druck gestiegen, über die eigene Nachhaltigkeitsleistung und die Lieferkette Auskunft zu geben. Diese Unternehmen müssen aufzeigen, dass sie nachhaltig und verantwortungsvoll handeln. Das wirkt sich auch auf uns Dienstleister und Partner aus. 

Sie müssen Rechenschaft ablegen, damit Ihre Kunden dasselbe tun können? 

Genau. Das Problem ist: Jeder Kunde stellt individuelle Anforderungen. Der Aufwand ist für uns immer grösser geworden. Deshalb haben wir in der Geschäftsleitung nach einer einheitlichen Lösung für die Kommunikation unserer Nachhaltigkeitsleistung gesucht. Durch Gespräche mit der SQS sind wir auf esg2go aufmerksam geworden. 

esg2go ist für und mit KMU entwickelt worden, mit dem Ziel, eine grosse Aussagekraft mit geringem Aufwand zu erzielen. Wie gross war der Aufwand für BRS? 

Der Aufwand bis und mit der Verifizierung betrug zwischen 20 und 25 Stunden. Das Zusammentragen der Daten dauerte am längsten. Wir mussten keine neuen Daten erfassen. Aber teilweise mussten wir mit der SQS abklären, welcher Wert anzugeben war. Insgesamt verlief die Eingabe der Daten einwandfrei und mit geringem Aufwand. Das Tool ist einfach aufgebaut und – mit der Anleitung – problemlos zu handhaben. 

Welchen Nutzen hat die esg2go-Bewertung gebracht? 

Zum einen können wir schnell und einheitlich auf die Anfragen unserer Kunden antworten, was den Aufwand für uns deutlich reduziert. Zum anderen können wir nun unsere Nachhaltigkeitsleistung bewerten und Verbesserungspotenzial erkennen. Die Resultate dienen als Fundament für unsere weitere nachhaltige Entwicklung. 

Welchen Nutzen hat die Verifizierung gebracht? 

Die Verifizierung bzw. das sogenannte Assurance Statement der SQS unterstreicht die Seriosität und Glaubwürdigkeit des Ratings und der Resultate. Es hängt bei uns neben den anderen Zertifikaten an der Wand und hat schon manch einen Kunden und auch Besucher staunen lassen. 

Welches Resultat hat Sie am meisten überrascht? 

Ich war positiv überrascht, dass wir beim Bereich «Bildung» 87 von 100 Punkten erreichten und somit weit über dem Benchmark liegen. Auch im Bereich «Business und Betriebsrisiko» schnitten wir mit 93 Punkten weit überdurchschnittlich ab. 

Die SQS arbeitet mit einem Schema zur nachhaltigen Unternehmensführung, das Unternehmen in ihrer Transformation und kontinuierlichen Verbesserung anleiten soll (vgl. anbei). In welcher dieser Etappen steht BRS? 

Ich würde uns bei «Analyse und Strategie» zuordnen. Wir haben bereits verstanden, dass das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger wird. Mit dem esg2go-Rating haben wir unsere offene Haltung gezeigt und eine IST-Zustandsanalyse durchgeführt. Der nächste Schritt ist nun, das Rating vertieft auszuwerten, zu hinterfragen und eine Strategie mit Zielen und Massnahmen zu erarbeiten. 

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Person und Unternehmen 

Andreas Scherrer (57) ist Inhaber und Geschäftsführer der Büchler Reinli + Spitzli AG (BRS). Er hatte bei der Firma, die er 2008 im Rahmen eines Management-buy-out von der Geberit AG übernahm, bereits die Lehre als Werkzeugmacher absolviert.

BRS wurde 1966 gegründet und gehört laut eigenen Angaben zu den führenden Herstellern von Hochleistungs-Spritzgiesswerkzeugen. Das Unternehmen mit Sitz in Flawil (SG) zählt 70 Mitarbeitende. Es hat im esg2go-Rating wie folgt abgeschnitten (wobei der Branchen-Benchmark jeweils bei 60 Punkten liegt): 65 Punkte im Bereich Umwelt, 68 Punkte im Bereich Gesellschaft, 64 Punkte im Bereich Unternehmensführung.

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Hotel «The Cambrian» in Adelboden

Lorenz Maurer, warum hat das Hotel «The Cambrian» beim esg2go-Pilotprojekt von HotellerieSuisse und der SQS mitgemacht? 

Aus verschiedenen Gründen. Nachhaltigkeit ist in unserem Betrieb ein wichtiges Thema. Eines unserer vier internen Komitees, in denen Mitarbeitende des Kaders und aus der Linie mitwirken, ist dem Thema gewidmet. Aber wir hatten kein Label, um dies gegen innen und aussen zu kommunizieren. Genau mit dieser Anforderung wurden wir letzten Herbst konfrontiert: Eine Grossbank verlangte einen ESG-Nachweis. Das bringt mich zum letzten Beweggrund. 

 

Welcher war das? 

esg2go deckt auch den Governance-Bereich ab. Eine nachhaltige Unternehmensführung genügt eben nicht nur ökologischen und sozialen Anforderungen. Das hebt esg2go zum Beispiel vom Nachhaltigkeitslabel Swisstainable ab, das im Schweizer Tourismus verbreitet ist. 

The Cambrian Adelboden

Das Hotel The Cambrian in Adelboden.
Bild: zvg

Wie gross war der Aufwand? 

Vom ersten Webinar, das HotellerieSuisse für uns Pilotbetriebe durchführte, bis zum Abschluss der Verifizierung durch die SQS: rund fünf Arbeitstage. Aber das Webinar oder auch ein vom Verband organisierter Workshop fällt für andere natürlich weg. Auch wir werden in der zweiten Runde sicher viel schneller und effizienter sein. 

Sie wollen esg2go weiterhin anwenden? 

Auf jeden Fall! Wir wollen uns benchmarken und von Jahr zu Jahr feststellen, ob wir besser geworden sind. Es ist doch bei allen dasselbe: Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns zum Beispiel bewusst gemacht haben, wie viel Abfall oder graues Wasser wir produzieren. 

Was waren die wichtigsten Nutzen der Bewertung? 

Die Quantifizierung und Visualisierung der Nachhaltigkeitsleistung ist für die Entwicklung des Bewusstseins und für die Unternehmensentwicklung sehr hilfreich. Zudem zeigen wir mit der Anwendung von esg2go den Mitarbeitenden, dass wir es ernst meinen. Du nimmst nicht einfach so eine Woche Aufwand auf dich… Und zum Schluss: Ich bin überzeugt, dass ein Hotel im Business mit Geschäftskunden in einigen Jahren aussen vor bleibt, wenn es keinen ESG-Nachweis erbringen kann. 

Was ist mit dem Individualgast? 

Natürlich kommunizieren wir das esg2go-Rating auch ihm. Aber im Moment ist das weniger wichtig. 

Welchen Nutzen hat die Verifizierung gebracht? 

Wir haben Unklarheiten ausräumen können und gelernt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Zudem schätzten wir den Austausch. Wir gingen als Team sehr inspiriert aus dem Audit hervor. Dazu trug bei, dass esg2go nicht nur in der Hotellerie angewendet wird. So brachten die Auditierenden Erfahrungen und Erkenntnisse aus anderen Branchen ein. Das schützt gegen Betriebs- oder eben Branchenblindheit. 

Person und Unternehmen

Lorenz Maurer (52) ist seit 2022 der General Manager des 4-Sterne-Superior-Hotels «The Cambrian» in Adelboden. Nach Stationen bei der SBB und bei Lufthansa wechselte der gebürtige Berner Seeländer in die Hotellerie. Während mehr als 20 Jahren leitete er im Ausland verschiedene Luxus- und Lifestyle-Hotels, vorwiegend in Kalifornien und zuletzt in Deutschland.

Das «Cambrian» zählt 77 Angestellte und gehört den walisischen Investoren Craig und Grant Maunder. Die beiden Brüder weilen selber regelmässig in Adelboden. Das «Cambrian» hat im esg2go-Rating wie folgt abgeschnitten (wobei der Branchen-Benchmark jeweils bei 60 Punkten liegt): 68 Punkte im Bereich Umwelt, 75 Punkte im Bereich Gesellschaft, 52 Punkte im Bereich Unternehmensführung.

Welches Resultat hat Sie am meisten überrascht? 

Insgesamt schnitten wir besser ab, als erwartet. Das ist nicht allein unser Verdienst. Zum Beispiel profitieren wir enorm davon, dass das Hotel bereits vor Jahren ans Fernwärmenetz angeschlossen wurde. Was uns bewusst wurde: Wie viel Abfall wir produzieren. «Wow», dachten wir, «hier können wir wirklich tagtäglich etwas beeinflussen.» 

Wo steht das «Cambrian» im Prozess der nachhaltigen Unternehmensführung (vgl. Schema anbei)? 

Ich denke, dass wir uns grundsätzlich in der zweiten Phase befinden. Aber nicht nur. Wir haben das erwähnte Nachhaltigkeitskomitee, das der dritten Phase zuzuordnen ist. Und wir haben auf Anregung des Komitees auch schon konkrete Massnahmen ergriffen. Zum Beispiel haben wir für den Spa-Bereich Einweg-Slippers durch wasch- und wiederverwendbare Flip-Flops ersetzt. Dadurch benötigen wir jährlich 3000 statt 15 000 Paare. Zudem darf der Gast die Flip-Flops als Geschenk mitnehmen. Bei gleichen Kosten sind wir so ökologisch nachhaltiger und ermöglichen ein besseres Kundenerlebnis. Wir bewegen uns also auch bereits in der vierten und mit dem esg2go-Rating natürlich auch in der fünften Phase. 

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