International anerkannt

So gelingt weltweite Zertifizierung nach Schweizer Standard

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Claudia Furger

Veröffentlicht am: 13.11.2025

Lesedauer

ca. 3 Minuten

Was tun, wenn ein Unternehmen seinen Standort nicht nur in der Schweiz, sondern auch seine Niederlassung in Japan, Irland oder Kolumbien zertifizieren lassen will? Die Antwort liegt im internationalen Netzwerk IQNET. Es vereint 36 Zertifizierungsorganisationen aus 34 Ländern – darunter die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Managementsysteme (SQS) als Gründungsmitglied. Gemeinsam stellen sie sicher, dass Zertifizierungen weltweit nach einheitlichen Standards ablaufen. Stephanie Seegers, Auditorin und Fachbereichsleiterin Industrie bei der SQS erklärt im Interview, wie das in der Praxis funktioniert und welchen Mehrwert das internationale Zertifizierungsnetzwerk IQNET Schweizer Unternehmen bringt.

Frau Seegers, wie gehen Sie vor, wenn ein Unternehmen neben seinem Schweizer Hauptsitz auch internationale Standorte zertifizieren lassen möchte?

Unsere Kundinnen und Kunden betreuen wir in erster Linie in der Schweiz sowie im angrenzenden Ausland – etwa in Deutschland, Österreich oder Italien. Möchte ein Unternehmen zusätzlich seine Standorte in weiter entfernten Ländern zertifizieren lassen, begleiten wir auch diesen Prozess gerne. Dafür können wir auf das IQNET-Netzwerk zurückgreifen. Dabei stecken wir zunächst die Rahmenbedingungen ab: Welche ISO-Norm ist relevant? Welche zeitlichen und inhaltlichen Anforderungen gibt es? Auf dieser Basis nehmen wir Kontakt mit dem zuständigen IQNET-Partner im jeweiligen Land auf. Dieser schlägt uns geeignete Auditorinnen und Auditoren vor, die wir sorgfältig prüfen – sowohl hinsichtlich ihrer fachlichen Qualifikation als auch ihrer Sprachkenntnisse. Erst wenn alle Voraussetzungen stimmen, planen wir gemeinsam die nächsten Schritte – von der Vorbereitung über das eigentliche Audit bis hin zum finalen Bericht. Wichtig dabei: Die SQS bleibt während des gesamten Prozesses federführend und trägt die Gesamtverantwortung für das Zertifizierungsprojekt.

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Stephanie Seegers ist Auditorin und Fachbereichsleiterin Industrie bei der SQS.

Was sind die Vorteile für Unternehmen, wenn sie das IQNET-Netzwerk nutzen?

Der grosse Vorteil liegt in der lokalen Expertise, kombiniert mit dem Schweizer Qualitätsanspruch. Die Auditorinnen und Auditoren vor Ort kennen die nationalen Gesetze, regulatorischen Besonderheiten und kulturellen Unterschiede genau. Sie sprechen die Sprache und verstehen die lokalen Gepflogenheiten. Das alles schafft Vertrauen, vereinfacht die Kommunikation und macht die Audits effizient. Gleichzeitig bleibt die SQS als zentrale Instanz verantwortlich für die übergreifende Qualitätssicherung. So entsteht eine gute Kombination aus globaler Reichweite und lokalem Know-how. Das ist gerade für international tätige Unternehmen wertvoll.

 

Wie stellen Sie sicher, dass die Qualität der Audits im Ausland dem Schweizer Standard entspricht?

Auch wenn das Audit vor Ort von lokalen Fachpersonen begleitet wird, liegt die Verantwortung bei der SQS. Unsere Auditorinnen und Auditoren sind immer direkt involviert – entweder führen sie das Audit selbst oder sie arbeiten eng mit dem lokalen Partner zusammen. Die lokalen IQNET-Auditorinnen und -Auditoren agieren dabei nicht eigenständig, sondern immer als Teil eines gemeinsamen Auditteams. So stellen wir sicher, dass sowohl die Anforderungen der ISO-Normen als auch unser eigenes Qualitätsverständnis vollständig erfüllt werden. 

 

Haben Sie ein Beispiel für eine solche internationale Zusammenarbeit?

Ein gutes Beispiel ist unser Kunde Clariant. Der Schweizer Spezialchemiekonzern mit Hauptsitz in Muttenz ist weltweit tätig, und wir auditieren für das Unternehmen unter anderem Standorte in Südafrika, Indien, Malaysia, den USA und Japan. Dabei geht es beispielsweise um Zertifizierungen nach ISO 14001 (Umweltmanagement) und ISO 45001 (Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz). Je nach Situation finden die Audits entweder vor Ort oder remote statt. Die Zusammenarbeit mit unseren IQNET-Partnern funktioniert dabei sehr gut: lokal verankert, aber immer abgestimmt mit unserem Team und unserem Anspruch an Qualität. Ohne dieses Netzwerk könnten wir diese Audits nicht realisieren.

 

Gibt es Besonderheiten, die Unternehmen bei internationalen Zertifizierungen beachten sollten?

Wichtig zu wissen ist, dass die lokalen Auditorinnen und Auditoren aus dem IQNET-Netzwerk nicht auf unsere internen SQS-Prozesse geschult sind. Daher führen sie Audits nie allein durch, sondern immer im Zusammenspiel mit der SQS. Das bedeutet für Unternehmen, dass der Aufwand für Planung und Koordination etwas höher ist. Das Resultat ist aber eine weltweit konsistente und qualitativ hochwertige Zertifizierung – exakt nach dem Standard, den sie von uns in der Schweiz gewohnt sind.

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